Motivating Operations
- zumlorcheborn

- 22. Nov.
- 2 Min. Lesezeit

Der Begriff Motivating Operations (kurz: MO) stammt aus der angewandten Verhaltensanalyse (ABA) und beschreibt Bedingungen, die die Wirksamkeit eines Verstärkers oder Strafreizes und die Auftretenswahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens beeinflussen. Motivating Operations spielen in der Tiertrainingspraxis, etwa beim Hundetraining, eine zentrale Rolle, da sie erklären, warum ein Tier in einem bestimmten Moment besonders empfänglich für eine Belohnung oder eine Strafe ist.
Definition Motivating Operations sind Umgebungsbedingungen oder innere Zustände, die:
die Effektivität eines Verstärkers oder Strafreizes verändern (z. B. macht Futterbelohnung attraktiver oder weniger attraktiv) und
das beeinflussen (z. B. erhöht oder senkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Verhalten gezeigt wird).
Der Begriff wurde 1982 von Jack Michael eingeführt, um die Unterscheidung zwischen rein diskriminativen Reizen (die anzeigen, dass Verstärkung möglich ist) und motivierenden Bedingungen klarer zu definieren.
Beispiele für Motivating Operations
1. Deprivation (Mangel) und Sättigung
Deprivation: Ein Hund hat seit Stunden nichts gefressen, Futterbelohnungen wirken jetzt besonders stark (MO erhöht Effektivität des Verstärkers und Verhalten wird häufiger gezeigt).
Sättigung: Der Hund ist gerade satt, das gleiche Leckerli ist weniger wirkungsvoll (MO senkt die Motivation, das Verhalten zu zeigen).
2. Schmerz oder Unbehagen
Ein Hund hat Schmerzen im Rücken, er zeigt bestimmte Bewegungen (z. B. Sprung) seltener, da das Verhalten mit einem aversiven Zustand verknüpft ist.
MO verändert hier die aversive Wirkung bestimmter Reize und das Meide Verhalten.
3. Emotionale Zustände
Stress, Angst oder Aufregung können MOs sein, die das Verhalten verschieben z. B. wirkt Lob in Stresssituationen oft weniger als in entspannten Momenten.
Unterschied zu diskriminativen Reizen
Ein häufiger Fehler ist die Verwechslung von Motivating Operations mit sogenannten diskriminativen Reizen (Discriminative Stimuli, SD):
Ein SD signalisiert, dass eine bestimmte Konsequenz verfügbar ist („Wenn die Leine genommen wird, gibt es gleich einen Spaziergang“).
Eine MO verändert, wie stark das Tier diese Konsequenz aktuell will („Der Hund ist heute besonders gelangweilt und freut sich über Bewegung“).
Beide wirken gemeinsam: Ohne Motivation nützt der Hinweisreiz wenig ohne Hinweisreiz weiß das Tier nicht, wie es zur Belohnung kommt.
Typen von Motivating Operations
In der Fachliteratur werden zwei Haupttypen unterschieden,
1. Establishing Operation (EO)
Erhöht die Wirksamkeit eines Verstärkers (z. B. Hunger macht Futter attraktiver).
Steigert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten gezeigt wird, das in der Vergangenheit zu dieser Belohnung geführt hat.
2. Abolishing Operation (AO)
Verringert die Wirksamkeit eines Verstärkers (z. B. Sättigung macht Futter weniger attraktiv).
Reduziert die Wahrscheinlichkeit des entsprechenden Verhaltens.
Bedeutung für das Hundetraining
Das Verständnis von Motivating Operations ist entscheidend, um,
den richtigen Zeitpunkt für Trainingseinheiten zu wählen,
die Belohnungswirkung zu maximieren (z. B. durch leichte Futterdeprivation oder besonders begehrte Spielzeuge),
Verhaltensprobleme besser zu analysieren (z. B. Frustration bei fehlendem Zugang zu erwarteten Verstärkern),
Training ethisch und effizient zu gestalten, ohne unnötigen Frust oder Überforderung.
Erfahrene Trainer: nutzen MOs bewusst: Etwa durch Variation des Belohnungstyps, Pausen, Futtermanagement oder gezielte Umweltveränderungen.
Fazit
Motivating Operations sind ein zentraler Bestandteil der modernen Lerntheorie und helfen zu verstehen, warum Tiere bestimmte Verhaltensweisen in bestimmten Situationen zeigen – oder eben nicht. Wer Hundetraining effektiv, gewaltfrei und lernfördernd gestalten will, sollte MOs gezielt einsetzen, um das Training an die aktuelle Motivationslage des Hundes anzupassen.
C. Kaul


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