Ruhe nach dem Fressen!
- zumlorcheborn
- vor 2 Tagen
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Die Ruhezeit nach dem Fressen spielt eine wichtige Rolle für die Verdauung und kann sogar vor gesundheitlichen Risiken wie einer Magendrehung schützen. Was für uns Menschen ein Verdauungsschläfchen ist, wird Hunden leider oft verwehrt: Statt Ruhe gibt’s nach dem Fressen häufig direkt Action. Doch genau das kann problematisch sein – vor allem bei größeren Rassen oder empfindlichen Hunden. Hier erfährst Du, worauf es bei der Ruhezeit ankommt und wie du Deinem Hund helfen kannst, nach dem Fressen erstmal eine Pause zu machen.
Warum Hunde nach dem Fressen Ruhe brauchen
Gleich vorneweg: Verdauung ist Schwerstarbeit. Wenn ein Hund frisst, wird im Körper ein regelrechter Verdauungsapparat in Gang gesetzt: Der Magen beginnt mit der Zersetzung des Futters, Verdauungssäfte werden ausgeschüttet, die Durchblutung im Bauchraum steigt deutlich an und das kostet Energie.
Um diese Prozesse effizient und ohne Störungen ablaufen zu lassen, braucht der Körper vor allem eines: Ruhe. Wird der Hund direkt nach dem Fressen wieder aktiv, kann das die Verdauung nicht nur verzögern, sondern auch enorm belasten.
Bewegung zur falschen Zeit, Ein Gesundheitsrisiko
Springen, Toben, Rennen, Spielen: All das sorgt nach dem Fressen für starke Erschütterungen im Bauchraum. Bei gefülltem Magen kann es dabei zu einer gefährlichen Verschiebung oder gar Drehung des Magens kommen. Die sogenannte Magendrehung betrifft vor allem große Hunde mit tiefem Brustkorb – sie kann aber theoretisch jeden Hund treffen.
Neben der mechanischen Belastung ist auch der Druck auf umliegende Organe problematisch: Der Magen dehnt sich bei der Verdauung ohnehin aus. Wenn zusätzlich durch Bewegung Druck entsteht, kann das zu Kreislaufproblemen, Schmerzen oder im schlimmsten Fall zu einem akuten Notfall führen.
Deshalb gilt: Nach dem Fressen sollte dein Hund idealerweise ruhen und zwar im Liegen, entspannt und ohne Aufregung.
Ruhezeit nach dem Fressen, allgemeine Empfehlungen
Wie lange dein Hund nach dem Fressen ruhen sollte, hängt vor allem von seiner Größe und seinem Alter ab. Während kleine Hunde das Futter meist schneller verdauen, benötigen große Rassen deutlich mehr Zeit. Auch junge Hunde stecken die Fütterung oft leichter weg als Senioren zumindest was die Verdauung betrifft.
Wichtig: Die folgenden Zeiten sind Richtwerte. Je nach Aktivitätsniveau, Futtermenge, Gesundheitszustand und individueller Verdauung kann es sinnvoll sein, etwas mehr Ruhezeit einzuplanen.
Alter des Hundes | Kleine Hunde (bis 10 kg) | Mittel Große Hunde (10–25 kg) | Große Hunde (über 25 kg) |
Welpen | ca. 30 Minuten | ca. 30 Minuten | ca. 30–45 Minuten |
Junghunde | ca. 45 Minuten | ca. 45–60 Minuten | ca. 60 Minuten |
Erwachsene | ca. 60 Minuten | ca. 60 Minuten | ca. 90 Minuten |
Senioren | ca. 60–75 Minuten | ca. 75 Minuten | ca. 90–120 Minuten |
Tipp: Lieber zu viel Ruhe als zu wenig! Besonders bei großen Rassen oder sensiblen Mägen lohnt es sich, die Zeiten großzügig auszulegen.
Warum viele Hunde nach dem Fressen so richtig aufdrehen
Kaum ist der Napf leer, beginnt bei vielen Hunden erst die eigentliche Show: wildes Herumrennen, Spielaufforderungen, Bellen, Tollen. Das wirkt erstmal paradox immerhin wäre jetzt eigentlich Ruhe angesagt. Doch es gibt mehrere Gründe, warum gerade nach dem Fressen bei vielen Vierbeinern die Energie scheinbar explodiert.
Futter liefert dem Körper Energie und die kommt bei manchen Hunden fast sofort im Verhalten an. Besonders bei kohlenhydratreichem Futter oder bei Hunden mit empfindlicher Reizverarbeitung kann das zu einer Art „Kick“ führen, ähnlich wie ein Zuckerhoch beim Menschen. Der Hund wirkt dann plötzlich wach, aufgekratzt oder überdreht.
Fressen ist für Hunde außerdem mehr als reine Nahrungsaufnahme, es aktiviert Glücksgefühle und kann mit positiven Erwartungen verknüpft sein. Wenn danach nicht wie erhofft ein Spaziergang, Spiel oder Aufmerksamkeit folgt, reagieren manche Hunde mit Frust oder übertriebener Energie.
Manche Hunde wirken auch nach dem Fressen besonders unruhig, weil sie die Reize des Tages noch nicht verarbeitet haben. Gerade bei Hunden, die tagsüber viel erlebt haben oder zu Nervosität neigen, kann das Fressen der Moment sein, wo sich die aufgestauten Eindrücke Bahn brechen und sich in scheinbarer „Nach dem Essen Energie“ entladen.
Kurz gesagt: Viele Hunde drehen nach dem Fressen nicht trotz, sondern wegen des Futters auf. Umso wichtiger ist es, ihnen gezielt beim Runterfahren zu helfen wie das geht, zeigen wir im nächsten Abschnitt.
Deinen Hund in die Ruhezeit geleiten
Wenn dein Hund nach dem Fressen nicht abschaltet, ist das kein Zeichen von Ungehorsam, sondern ein Signal, dass er noch nicht gelernt hat, wie „Runterkommen“ geht. Die gute Nachricht: Du kannst ihm dabei helfen. Mit ein paar einfachen Maßnahmen lässt sich die Ruhezeit nach dem Fressen nicht nur einführen, sondern auch für deinen Hund liebevoll ausgestalten.
Entspannungsrituale einführen: Wiederkehrende Rituale helfen deinem Hund, sich auf Ruhe einzustellen. Ideal sind z.B. kurze Kauartikel (wichtig: kalorienarm und gut verdaulich, da er ja schon gefressen hat), eine sanfte Massage zwischen den Schultern oder an den Ohren oder beruhigende Musik (siehe hierzu White Noise / Weißes Rauschen).
Futterumgebung ruhig gestalten: Fressen zwischen lärmenden Kindern, bei laufendem Fernseher oder inmitten von klapperndem Geschirr ist für viele Hunde wie Essen auf dem Jahrmarkt. Besser ist ein ruhiger Ort, kein Stress durch die Umgebung und keine Ablenkung beim Napf.
Futterspiele nicht nach dem Fressen: Kong, Schleckmatte, Futterball super Beschäftigungen, aber bitte nicht zur Einleitung der Ruhezeit. Da diese den Hund körperlich und geistig aktivieren, passen sie besser vor dem Fressen oder zu einer späteren Stunde.
Körbchen bzw. Platztraining: Viele Hunde haben keinen festen Ruheort, der ihnen wirklich Sicherheit gibt. Hilf deinem Hund dabei, seinen Korb oder seine Decke positiv zu verknüpfen. Du kannst ihn z.B. nach dem Fressen gezielt dorthin lotsen und außerhalb der Fütterungszeiten dortige Ruhe regelmäßig belohnen. Dadurch wird der Ruheplatz zum festen Bestandteil der Futter Routine.
Gassi Zeiten clever legen: Ganz wichtig: Bewegung immer vor dem Fressen und nicht direkt danach. So kann dein Hund Energie abbauen, Stress loswerden und später in Ruhe fressen und danach entspannen. Ideal ist ein Spaziergang etwa 30 bis 60 Minuten vor der Fütterung, je nach Tagesablauf und Futterart.
Häufige Fehler nach dem Fressen
Spaziergang oder Spiel: Direkt nach dem Fressen Gassi gehen oder Ball spielen? Lieber nicht. Die Bewegung kann den Magen belasten und im schlimmsten Fall eine Magendrehung begünstigen vor allem bei großen Rassen.
Autofahren: Ob zur Arbeit, zum Tierarzt oder in den Wald: Autofahrten direkt nach dem Fressen üben Druck auf den gefüllten Magen aus. Wenn möglich: Fahrten vorher einplanen oder warte mindestens eine Stunde nach dem Fressen.
Aufregung durch Besucher oder andere Hunde: Trubel im Haus, spielende Kinder oder stürmische Hundekumpel? All das wirkt wie ein kleiner Adrenalinkick und stört die natürliche Verdauungsphase. Ideal ist eine ruhige Umgebung, in der der Hund ungestört sein darf.
Zu viel Wasser auf einmal: Ein paar Schlucke nach dem Fressen sind in Ordnung. Aber besonders Schlinger neigen dazu, große Mengen Wasser regelrecht zu inhalieren das kann zu Völlegefühl oder Aufstoßen führen. Falls nötig, den Zugang kurz begrenzen und das Wasser über den Tag verteilen.
Fazit: Gönn Deinem Hund nach dem Fressen eine Pause
So banal es klingen mag: Die Ruhezeit nach dem Fressen gehört zu den einfachsten, aber wirkungsvollsten Maßnahmen, um die Gesundheit deines Hundes langfristig zu schützen. Sie unterstützt die Verdauung, beugt Problemen vor und kann das Risiko einer gefährlichen Magendrehung verringern.
Viele Hunde drehen nach dem Fressen auf das ist normal. Umso wichtiger ist es, dass du ihnen hilfst, zur Ruhe zu kommen. Mit kleinen Ritualen, einem festen Ruheplatz und gut abgestimmtem Tagesablauf wird aus der aktiven Phase nach dem Napf schon bald eine entspannte Verdauungspause.
Denn wer gut gefressen hat, darf auch gut ruhen ganz ohne schlechtes Gewissen.
C. Kaul
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