top of page

Ein Trainingsprotokoll erstellen!

  • Autorenbild: zumlorcheborn
    zumlorcheborn
  • 5. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Okt.

Trainingsprotokoll

Ein Trainingsprotokoll ist die Kombination aus Plan (Ziel, Vorgehen, Kriterien) und Dokumentation (was wann wie passiert ist). Es macht Training messbar, verbessert die Abstimmung zwischen Mensch, Trainer und Tierarzt und unterstützt tiergerechtes Vorgehen nach modernen Standards (LIMA, belohnungsbasiert). In der Tierverhaltenspraxis gilt saubere Dokumentation als Best Practice.

Warum überhaupt protokollieren?

Objektivität: ABC-Analysen (Antezedens–Behavior–Consequence) zeigen, was Verhalten auslöst und aufrechterhält.

Bessere Entscheidungen: Kernmetriken wie Frequenz, Latenz, Dauer, Intensität, Genauigkeit machen Fortschritt sichtbar.

Wirksam und tierfreundlich: Belohnungsbasierte Methoden sind wirksam und welfare konform, Protokolle helfen, Verstärkung planvoll einzusetzen.

Adhärenz: Aus der Verhaltensänderung Forschung (Mensch) weiß man, Selbst Monitoring und Feedback steigern die Umsetzung ein übertragbarer Mechanismus auch fürs Hundetraining.

Was gehört in ein gutes Trainingsprotokoll?

  1. Ziel (SMART) und Baseline: Was genau soll der Hund tun? Wie oft / wie schnell / wie lange gelingt es heute?

  2. ABC-Analyse: Auslöser (A), beobachtbares Verhalten (B), Konsequenz/Verstärkung (C).

  3. Operative Definition: Verhalte das Ziel messbar („Auf Hier wendet der Hund immer und berührt die Hand“).

  4. Kriterien und Shaping-Schritte: Kleine, erreichbare Stufen, definieren, wann Du erhöhst (80–90 % Treffer über 2 Sessions).

  5. Metriken: Frequenz/Rate, Latenz (Zeit bis Reaktion), Dauer, Intensität, %Treffer, Fehlerarten, Verstärkungsrate 

  6. (Belohnungen/Minute).

  7. Verstärker Plan: Art, Menge, Zeitpunkt (Marker); Sättigung und Abwechslung notieren.

  8. Generalisierung und Ablenkung: Orte, Distanzen, Reize staffeln; Ablenkungslevel (0–5) mitschreiben.

  9. Welfare Checks: Stresssignale, Gesundheit, Pausen; Wahlmöglichkeiten bieten (LIMA).

Wie lange und wie oft trainieren? (Evidenz und Praxis)

Kontrollierte Studien zeigen einen Spacing-Effekt: Hunde, die 1–2x pro Woche trainiert wurden, lernten eine Aufgabe schneller als Hunde mit täglichem oder „geballtem“ (mehrere Sessions direkt nacheinander) Training, nach 4 Wochen waren die Erinnerungsleistungen ähnlich.

Interpretation: Das Gehirn profitiert von Pausen/Konsolidierung, Marathon Einheiten sind nachteilig.

Praxis-Empfehlung: Vermeide lange, anstrengende Drills. Nutze kurze Mikro Sessions (2–5 min), gut verteilt mit Erholung (spaced practice). Plane je nach Hund 3–6 Mikro-Sessions/Tag oder wenige, fokussierte Blöcke/Woche mit viel Alltagsgeneralisation zwischen den Sessions. Entscheidend ist Qualität (klare Kriterien, hoher Verstärkung Fit), nicht schiere Menge.

Beispiel 1: Rückruf Protokoll (Hier)

Ziel: Auf Signal Hier wendet der Hund innerhalb 1 sek., läuft direkt an und berührt die Hand.

Baseline: Treffer 30 %, Latenz 3–4 sek. bei 2 m, geringe Ablenkung.

ABC A: Hund schnüffelt  Hier, B: Wendet/Lauf, C: Marker und Jackpot (Futter/Spiel), dann Freigabe.

Schritte: 1) 1–2 m an Leine, 2) 3–5 m, 3) Schleppleine, 4) größere Distanzen/Ablenkung (staffeln).

Metriken: %-Treffer, Latenz (sek.), Verstärkungsrate (min), Fehlerarten (z. B. Blick, aber kein Anlaufen).

Kriterium für Steigerung: 85 % Treffer bei mittlerer Ablenkung in 2 Sessions.

Beispiel 2: „Auf die Matte“ (Ruhe-Signal)

Ziel: Auf Matte geht der Hund zügig zur Matte und bleibt 10–60 sek. entspannt liegen.

Plan: Shaping mit hoher Verstärkungsrate, Dauer schrittweise verlängern; Orte variieren.

Metriken: Latenz zum Matte Betreten, Verweildauer (sek.), %-Treffer, Ablenkung 0–5.

Beispiel 3: Leinenführigkeit (Lockererer Leine)

Ziel: Hund bleibt im „Verstärkung Korridor“ (Schritt neben dir), Leine sichtbar locker, 10–30 m am Stück.

Plan: Marker für Schrittfolgen mit loser Leine, Check ins verstärken, Reize staffeln; Strafen vermeiden.

Metriken: % Zeit mit loser Leine, Anzahl Check ins/Min, Latenz auf Umlenk-Signal.

Messgrößen kurz erklärt

Frequenz/Rate: wie oft ein Verhalten pro Zeitspanne auftritt (z. B. Check ins/Min).

Latenz: Zeit vom Signal bis Verhaltensbeginn.

Dauer: wie lange das Verhalten anhält (z. B. Liegen auf der Matte).

Intensität: Skala 1–5 (z. B. Zugstärke, Erregung) konsistent raten.

Verstärkungsrate: Belohnungen/Minute; in frühen Phasen hoch halten.

So schreibst Du Sessions

  1. Klar starten: Ort, Ablenkung, heutiges Kriterium notieren.

  2. Kurz und sauber: 2–5 min arbeiten, dann Pause. Keine Drills am Stück.

  3. Ergebnis protokollieren: n = Durchgänge, Treffer/Fehler, Latenz/Dauer, Notizen/Nächster Schritt.

  4. Video nutzen: 30–60 sek. Clip erhöht Beobachter Übereinstimmung und Lernqualität.

Wann anpassen oder Hilfe holen?

Plateau: 3–4 Sessions ohne Fortschritt Kriterium kleiner machen, Verstärker prüfen.

Stress /Schmerzzeichen: Training beenden, medizinisch abklären (Zähne, Bewegungsapparat etc.).

Aversives vermeiden: E Halsbänder und Co. sind fachlich umstritten und in Studien nicht überlegen, setze auf positive Methoden.

Download: Trainingsprotokoll Vorlage (Excel)

Lade Dir hier eine zweiblättrige Vorlage (Template und ausgefülltes Beispiel) herunter und nutze sie direkt im Alltag: Trainingsprotokoll-Template (XLSX).


C. Kaul

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
© Copyright

©2023 von Hunde zum Lorcheborn. Erstellt mit Wix.com

bottom of page