Objektpermanenz
- zumlorcheborn
- 29. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

„Aus den Augen, aus dem Sinn“ für uns Menschen ist das nur ein Sprichwort, für Tiere kann es aber ein echter Unterschied in der Wahrnehmung sein. Die Fähigkeit, zu verstehen, dass ein Objekt weiter existiert, auch wenn es nicht mehr sichtbar ist, nennt man Objektpermanenz.
Bei Kleinkindern entwickelt sich diese Fähigkeit erst nach einigen Monaten aber wie sieht es bei Hunden aus? Können sie sich merken, wo ein Ball liegt, wenn er verdeckt wird? Oder glauben sie, er sei einfach verschwunden?
Was bedeutet Objektpermanenz?
Der Begriff stammt aus der Entwicklungspsychologie und bezeichnet das Verständnis, dass Objekte weiterhin existieren, auch wenn man sie gerade nicht sehen, hören oder riechen kann. Beim Menschen entwickelt sich diese Fähigkeit im ersten Lebensjahr.
Bei Hunden hängt Objektpermanenz vor allem mit ihren Sinnen und kognitiven Fähigkeiten zusammen. Sie nutzen nicht nur das Sehen, sondern auch Riechen und Hören, um Objekte „im Kopf“ zu verfolgen.
Forschung zur Objektpermanenz bei Hunden
Studien zeigen, dass Hunde zumindest einfache Formen der Objektpermanenz beherrschen,
Wenn ein Ball vor ihren Augen unter einem Handtuch verschwindet, suchen die meisten Hunde gezielt danach.
Schwieriger wird es, wenn ein Objekt mehrfach verdeckt und an andere Orte verschoben wird. Manche Hunde verlieren dann das Interesse, vermutlich, weil die kognitive Belastung steigt oder andere Reize ablenken.
Neuere Untersuchungen (u. a. 2023/2024) weisen darauf hin, dass Hunde in einfachen Tests ähnlich gut wie Kleinkinder abschneiden, wenn es um sichtbare Verlagerung geht. Bei unsichtbarer Verlagerung (Objekt wird unter einer Abdeckung versteckt und diese dann verschoben) tun sich Hunde jedoch schwerer. Das deutet darauf hin, dass sie eher mit aktuellen Sinneseindrücken arbeiten, als eine abstrakte „mentale Karte“ zu erstellen.
Einfluss der Sinne
Hunde sind nicht auf das Sehen allein angewiesen. Der Geruchssinn ist so stark, dass er oft die visuelle Objektverfolgung ersetzt. Selbst wenn ein Ball verdeckt wird, kann ein Hund ihn am Geruch orten, was in wissenschaftlichen Tests berücksichtigt werden muss. Das bedeutet: Ein Hund „weiß“ vielleicht, wo der Ball ist, aber nicht unbedingt über denselben kognitiven Mechanismus wie wir.
Bedeutung für Training und Alltag
Das Wissen um die Objektpermanenz von Hunden hilft uns, Spiele und Training besser zu gestalten,
Apportierspiele: Verstecke das Spielzeug kurz unter einem Tuch und lass den Hund suchen das fördert Gedächtnis und Aufmerksamkeit.
Nasenarbeit: Da der Geruchssinn stark beteiligt ist, eignen sich Schnüffelspiele, um die Fähigkeit zu festigen.
Frustrationstoleranz: Manche Hunde verlieren das Interesse, wenn ein Objekt nicht sofort auffindbar ist hier kann man schrittweise trainieren.
FAQ Objektpermanenz bei Hunden
Was bedeutet Objektpermanenz beim Hund?
Objektpermanenz beschreibt die Fähigkeit, zu verstehen, dass ein Objekt weiter existiert, auch wenn es gerade nicht sichtbar, hörbar oder riechbar ist.
Haben Hunde Objektpermanenz wie Menschen?
Ja, in einer einfachen Form. Sie können sich merken, wo ein Objekt ist, wenn es vor ihren Augen verschwindet. Bei komplexeren Versteck- oder Verschiebeaufgaben wird es jedoch schwieriger.
Ab welchem Alter entwickeln Hunde Objektpermanenz?
Welpen zeigen erste Anzeichen schon im jungen Alter, oft ab der 8.–12. Woche. Mit zunehmender Erfahrung und Training verbessert sich diese Fähigkeit.
Wie testen Forschende Objektpermanenz bei Hunden?
Typisch sind Versteckspiele mit Spielzeug oder Futter, bei denen das Objekt verdeckt wird entweder sichtbar vor dem Hund oder „unsichtbar“ durch verdecktes Verschieben.
Warum ist der Geruchssinn dabei so wichtig?
Hunde nutzen ihren hervorragenden Geruchssinn, um versteckte Objekte zu finden. Das kann in Tests dazu führen, dass sie die Aufgabe lösen, ohne den kognitiven Prozess wie beim Menschen zu durchlaufen.
Können Hunde komplexe Versteckspiele lösen?
Bei einfachen Verstecken ja, bei mehrfacher oder unsichtbarer Verlagerung tun sich viele schwer, es sei denn, sie können den Geruch nutzen.
Hat Objektpermanenz Einfluss auf das Training?
Ja. Spiele, bei denen ein Objekt kurz verschwindet, fördern Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlöse Fähigkeit.
Kann man Objektpermanenz beim Hund trainieren?
Ja. Schrittweise steigernde Versteckspiele, Schnüffelarbeit und Apportierübungen helfen, die Fähigkeit zu festigen.
Warum verlieren manche Hunde schnell das Interesse?
Wenn ein Objekt zu lange „verschwindet“ oder der Hund keinen klaren Hinweis bekommt, kann er frustriert aufgeben. Hier hilft langsames Heranführen.
Sind Hunde in diesem Bereich so gut wie Menschenaffen?
Nein. Studien zeigen, dass Hunde bei komplexer Objektpermanenz hinter Menschenaffen zurückliegen, dies aber oft mit ihrem Geruchssinn ausgleichen.
Fazit
Hunde besitzen eine Form der Objektpermanenz, vor allem in Situationen, in denen sie das Verschwinden eines Objekts direkt beobachten. Bei komplexeren Aufgaben tun sie sich schwerer als Menschen, kompensieren dies aber oft durch ihren hervorragenden Geruchssinn. Für uns Halter bedeutet das, Spiele, die auf Verstecken und Suchen basieren, sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch eine wertvolle geistige Förderung.
C. Kaul
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