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Vertrauter Geruch!

  • Autorenbild: zumlorcheborn
    zumlorcheborn
  • 9. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit
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Wir alle wissen: Hunde erkennen uns am Geruch. Doch was genau passiert dabei im Hundehirn? Eine faszinierende Studie der Emory University hat mit modernster Hirnforschung sichtbar gemacht, wie stark vertraute Gerüche das emotionale Zentrum im Hundegehirn aktivieren. ? Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass Hunde ihre Menschen eindeutig erkennen können, sondern auch, dass ihr Gehirn darauf reagiert, als wäre es ein Moment purer Freude. Der vertraute Geruch eines Lieblingsmenschen ist für sie mehr als nur Information, er ist ein Gefühl. ❤️

Diese Erkenntnisse stammen aus einer der bekanntesten neurowissenschaftlichen Studien zum Geruchssinn von Hunden, die erstmals messen konnte, was in ihren Köpfen vorgeht, wenn sie den Duft eines vertrauten Menschen wahrnehmen.

Studie “Scent of the Familiar” Der Geruch des Vertrauten

Die hier vorgestellten Ergebnisse stammen aus einer der bekanntesten neurowissenschaftlichen Studien über Hunde:

Gregory S. Berns et al. (2015): „Scent of the familiar: An fMRI study of canine brain responses to familiar and unfamiliar human and dog odors“, veröffentlicht im Journal Behavioural Processes.

In dieser Untersuchung gelang es Forschenden erstmals, Hunde im wachen Zustand im MRT Scanner zu untersuchen, eine enorme Herausforderung, da die Tiere still und entspannt liegen mussten, ohne sediert zu werden. Das Team um Berns trainierte dazu mehrere Hunde monatelang darauf, freiwillig den Kopf in eine spezielle Halterung zu legen, damit ihre Gehirnaktivität gemessen werden konnte.

Die Studie gilt bis heute als Grundstein der modernen Hundeneurowissenschaft. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Hunde nicht nur bekannte Gerüche erkennen, sondern dass ihr Belohnungszentrum, der sogenannte Nucleus Caudatus, besonders stark reagiert, wenn sie den Geruch ihrer Bezugsperson wahrnehmen.

Die vollständige Studie findest du unter anderem hier:

Ziele der Forschung

Die Wissenschaftler wollten verstehen, wie Hunde Gerüche wahrnehmen und welche Rolle vertraute Menschen dabei spielen. Konkret untersuchten sie mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), was im Hundegehirn passiert, wenn Hunde verschiedene Düfte riechen, etwa von bekannten oder fremden Menschen und Hunden.

Damit die Aufnahmen aussagekräftig waren, mussten die Hunde während der Messung wach, ruhig und völlig unbeweglich im lauten MRT Scanner liegen, eine echte Herausforderung. Dafür absolvierten sie ein intensives Training. Sie lernten, sich an die enge Röhre, das laute Geräusch und sogar an Ohrenschützer zu gewöhnen.

Ein Handsignal ersetzte beim Training dafür den sonst üblichen Klicker, denn im dröhnenden MRT wäre dieser kaum zu hören gewesen. Das Handzeichen bedeutete: „Gleich gibt’s eine Belohnung!“ und half gleichzeitig, im Gehirn jene Region zu identifizieren, die auf positive Erwartungen reagiert.

Der Versuchsaufbau im Detail

Insgesamt nahmen zwölf Hunde an der Untersuchung teil. Während sie ruhig im Scanner lagen, wurden ihnen nacheinander verschiedene Gerüche präsentiert jeder Geruch für etwa drei Sekunden, mit kurzen Pausen dazwischen.

Die Geruchsproben wurden nicht im Labor hergestellt, sondern stammten aus dem echten Leben: Menschliche Gerüche wurden mit sterilen Mullbinden aus der Achselhöhle gewonnen (ohne Deodorant). Hundegerüche wurden aus der Perinealregion (Genitalbereich) gesammelt. Alle Proben kamen in luftdicht verschlossene Mylar-Umschlägen und wurden erst unmittelbar vor dem Test geöffnet.

Der Ablauf war streng kontrolliert: Jeweiligen Halter des Hundes wusste nicht, welcher Geruch gerade präsentiert wurde. Zwischen den Geruchspräsentationen lagen jeweils 10 bis 15 Sekunden Pause, um die Gehirnaktivität klar zuordnen zu können.

Immer wieder wurden zufällige Belohnungsdurchgänge eingestreut, das Handzeichen gefolgt von einem kleinen Leckerli. Diese Kombination half den Hunden, das Training positiv zu erleben und sich weiterhin still zu verhalten ohne Stress oder Zwang.

Die fünf Geruchsproben

Die Forschenden untersuchten fünf klar definierte Geruchskategorien:

  1. der eigene Geruch des Hundes

  2. der Geruch eines vertrauten Menschen (z. B. ein Familienmitglied)

  3. der Geruch eines fremden Menschen

  4. der Geruch eines vertrauten Hundes (aus demselben Haushalt)

  5. der Geruch eines fremden Hundes

Keiner dieser Geruchsspender war im Raum anwesend die Reaktion wurde ausschließlich durch die Duftprobe ausgelöst.

Das Ergebnis war verblüffend: Während der Bulbus olfactorius (die „Riechzentrale“ des Gehirns) auf alle Düfte ähnlich stark reagierte, zeigte sich im Nucleus Caudatus, einer Region, die eng mit Freude und Belohnung verbunden ist ein deutliches Muster? Die stärkste Reaktion erfolgte beim Geruch eines vertrauten Menschen. Sogar stärker als bei bekannten Hunden oder dem eigenen Duft.

Die Forschenden schließen daraus, dass Hunde vertraute Menschen nicht nur erkennen, sondern mit positiven Gefühlen verbinden selbst wenn diese gar nicht anwesend sind.

Der Nucleus Caudatus: Das Belohnungszentrum im Hundegehirn

Der Nucleus Caudatus gehört zu den sogenannten Basalganglien und spielt bei vielen Tierarten eine zentrale Rolle im Belohnungssystem. Er wird aktiv, wenn ein Lebewesen etwas Positives erwartet, etwa Futter, Lob oder soziale Nähe.

Bei Hunden reagiert dieser Bereich nicht nur auf Futter, sondern auch auf soziale Reize: Wenn sie das Handzeichen für eine bevorstehende Belohnung sehen, steigt die Aktivität im Caudatus. Und wenn sie den Geruch eines vertrauten Menschen riechen, passiert dasselbe, ganz ohne Futter oder direkte Interaktion!

Diese Aktivierung zeigt, dass Hunde positive Erwartungen mit vertrauten Menschen verbinden. Ihr Gehirn erkennt: „Das ist jemand, der mir wichtig ist.“

Was diese Erkenntnisse für uns bedeuten

Die Studie liefert eindrucksvolle Belege dafür, dass der Geruchssinn für Hunde viel mehr ist als ein Werkzeug zum Aufspüren, er ist ein emotionales Bindungsinstrument.

Der vertraute Geruch eines Menschen löst im Hundegehirn ähnliche Reaktionen aus wie Freude oder Zuneigung.

Das erklärt, warum Hunde so sensibel auf unsere Kleidung reagieren, sich auf unserem Kissen einkuscheln oder an unseren Schuhen schnüffeln, wenn wir nicht da sind. Für sie sind das Duftanker der Geborgenheit.

Oder kurz gesagt: Für Hunde riecht Liebe nach uns. ❤️

Fazit

Die fMRT Studie zeigt, dass Hunde ihre Menschen nicht nur mit der Nase erkennen, sondern deren Geruch tief emotional verarbeiten. Ihr Gehirn reagiert dabei ähnlich wie unseres, wenn wir jemanden sehen, den wir lieben.

Das ist nicht nur ein wissenschaftlicher Befund, sondern auch eine schöne Erinnerung daran, wie stark die Verbindung zwischen Mensch und Hund wirklich ist und dass sie sogar auf neurologischer Ebene „riechbar“ ist.


C. Kaul

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