Farbwahrnehmung beim Hund
- zumlorcheborn

- 17. Okt.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 7 Stunden

Wir Menschen nehmen Farben ganz selbstverständlich wahr, doch unsere vierbeinigen Gefährten sehen die Welt mit anderen Augen. Buchstäblich. Während wir ein breites Farbspektrum erkennen, ist die Farbwahrnehmung von Hunden eingeschränkt, aber keineswegs farblos. Tatsächlich sehen Hunde anders, nicht schlechter. Ihr Blick ist funktional, auf Bewegung, Kontrast und bestimmte Farbtöne ausgerichtet. Verstehst du, wie dein Hund Farben wahrnimmt, kannst du seinen Alltag gezielter gestalten: Spielzeuge werden besser sichtbar, Training verständlicher und Sicherheitsausrüstung effektiver. In diesem Ratgeber erfährst du, welche Farben Hunde wirklich sehen können, was aktuelle Studien belegen und wie du dieses Wissen sinnvoll im Alltag einsetzt.
Wie funktioniert das Sehen beim Hund?
Die visuelle Wahrnehmung von Hunden unterscheidet sich in mehreren Punkten deutlich von der des Menschen. Wer verstehen möchte, welche Farben Hunde sehen und welche nicht, sollte sich zunächst die Anatomie und Funktionsweise des Hundeauges ansehen.
Aufbau des Hundeauges
Wie beim Menschen enthält auch das Auge des Hundes zwei Arten von lichtempfindlichen Zellen auf der Netzhaut: Stäbchen und Zapfen. Stäbchen sind für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlich und ermöglichen das Sehen bei schwachem Licht. Zapfen hingegen erlauben die Farberkennung und hier liegt der entscheidende Unterschied,
Menschen besitzen drei Zapfentypen (trichromatisch): rot, grün und blauempfindlich.
Hunde haben nur zwei Zapfentypen (dichromatisch): blau und gelbempfindlich.
Das bedeutet, dass Hunde Farben anders sehen ihre Farbwahrnehmung ähnelt der eines rot grün farbenblinden Menschen.
Sehschärfe und Blickfeld
Hunde sehen deutlich unschärfer als Menschen. Während ein Mensch mit normaler Sehkraft Details aus 75 m Entfernung klar erkennen kann, braucht ein Hund dafür eine Distanz von ca. 20–25 m. Allerdings haben Hunde ein breiteres Blickfeld (je nach Rasse bis zu 240 Grad) das kommt ihrer Rolle als Beutegreifer und Umgebungsscanner zugute.
Nachtsicht, ein evolutionärer Vorteil
Hunde sehen in der Dämmerung und bei Dunkelheit deutlich besser als wir. Grund dafür sind,
Ein hoher Anteil an Stäbchenzellen in der Retina (Netzhaut)
Eine reflektierende Schicht im Augenhintergrund namens Tapetum lucidum, die Licht zurück auf die Netzhaut wirft und das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen verbessert
Diese Kombination erlaubt es Hunden, auch bei sehr wenig Licht Bewegungen zu erkennen ein Vorteil, der sich aus ihrer Abstammung von nacht und dämmerungsaktiven Wild Caniden erklärt.
UV Licht: Können Hunde mehr sehen als wir?
Neuere Untersuchungen zeigen, dass Hunde ultraviolettes Licht (UV) bis zu einem gewissen Grad wahrnehmen können etwas, das für den Menschen unsichtbar bleibt. Grund: Die Linse des Hundeauges filtert UV Licht weniger stark heraus als unsere. Dadurch können sie eventuell Spuren, Urinmarkierungen oder Reflexionen sehen, die uns verborgen bleiben.
Fazit: Hundeaugen sind anders gebaut als unsere nicht besser oder schlechter, sondern für andere Anforderungen optimiert. Sie bieten ein starkes Nachtsehen, ein weites Blickfeld und spezialisierte Farberkennung und liefern damit die Grundlage für die besondere Art, wie Hunde ihre Umwelt wahrnehmen.
Welche Farben sehen Hunde wirklich?
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, Hunde würden nur in Schwarz-Weiß sehen, ist ihre Farbwahrnehmung differenzierter wenn auch eingeschränkt im Vergleich zum menschlichen Sehen. Hunde nehmen Farben wahr, aber eben anders. Verantwortlich dafür ist die sogenannte dichromatische Farbwahrnehmung.
Dichromatismus: Zwei Zapfentypen statt drei
Während Menschen mit ihren drei Zapfentypen (rot, grün, blau) ein breites Farbspektrum sehen, besitzen Hunde nur zwei Zapfentypen: einer ist empfindlich für blau-violettes Licht, der andere für gelb-grünes Licht. Was ihnen fehlt, ist die Fähigkeit, Rot und Grüntöne differenziert wahrzunehmen. Diese erscheinen ihnen oft als braune, beige oder graue Töne.
Die Farbwahrnehmung von Hunden ähnelt daher der eines Menschen mit Rot-Grün-Sehschwäche (Deuteranopie). Ein rotes Spielzeug auf grünem Rasen beispielsweise geht im Hintergrund visuell regelrecht unter es fehlt der Kontrast.
Das sichtbare Farbspektrum bei Hunden
Hunde können gut unterscheiden zwischen,
Blau (wird als kräftiger Farbton wahrgenommen)
Gelb (deutlich unterscheidbar)
Grau und Schwarz (Kontrastreich im Hell-Dunkel-Bereich)
Farben wie Rot, Orange oder Pink wirken für sie eher wie schmutzige Braun oder Grautöne. Grüntöne erscheinen ebenfalls als gelblich oder grau.
Neueste Forschung: Bevorzugte Farben?
Eine Studie aus dem Jahr 2025 untersuchte Straßenhunde in Indien und ihre Farbpräferenzen. Das Ergebnis: Die Hunde bevorzugten deutlich gelbe Futterschüsseln gegenüber anderen Farben selbst wenn diese ebenfalls mit Futter befüllt waren. (Kinship, 2025)
Gelb scheint also eine besonders leicht erkennbare Farbe für Hunde zu sein vermutlich, weil sie in deren Farbspektrum besonders kräftig und klar erscheint. Auch Blau wurde in älteren Studien als positiv wahrgenommen, da es sich gut vom Hintergrund abhebt.
UV-Licht: Unsichtbares sichtbar machen?
Einige Studien deuten darauf hin, dass Hunde ultraviolettes Licht (UV) bis zu einem gewissen Grad wahrnehmen können. Ihre Augenlinsen filtern UV-Licht nämlich weniger stark als unsere. Das eröffnet neue Perspektiven: Hunde könnten etwa getrockneten Urin, Pheromon spuren oder UV reflektierende Oberflächen erkennen, die für uns unsichtbar sind. Dieser Bereich ist wissenschaftlich noch nicht vollständig erforscht, wird aber zunehmend als möglicher Bestandteil der Sinneswahrnehmung vom Hund diskutiert.
Zusammenfassung: Was Hunde wirklich sehen
Können erkennen: Blau, Gelb, Grau, Schwarz, Weiß
Schwer unterscheidbar: Rot, Grün, Orange, Pink
Sehen in der Dämmerung gut, aber unscharf
Möglicherweise UV-sensitiv
Die Welt eines Hundes ist also farbig nur anders als unsere. Wer das berücksichtigt, kann Auswahl und Gestaltung von Spielzeug, Ausrüstung oder Trainingshilfen deutlich hundegerechter gestalten.
Was bedeutet das für den Alltag mit Hund?
Wenn du weißt, wie dein Hund Farben wahrnimmt, kannst du seine Umwelt gezielter, sicherer und verständlicher gestalten. Vom Spielzeug über das Hundegeschirr bis zum Trainingsaufbau mit etwas Farbpsychologie aus Hundesicht wird vieles einfacher. Hier sind die wichtigsten Anwendungstipps für den Alltag:
Spielzeug: Sichtbarkeit entscheidet
Wähle kontrastreiche Farben: Gelb und Blau sind für Hunde besonders gut erkennbar ideal für Spielzeuge im Freien.
Vermeide Rot, Orange oder Grün auf grünem Untergrund für deinen Hund verschwindet das Spielzeug regelrecht im Rasen.
Für Apportierspiele: Gelbe Dummies auf der Wiese, blaue Spielzeuge im Schnee oder auf hellem Boden sorgen für bessere Auffindbarkeit.
Training: Klare visuelle Reize
Auch im Hundetraining können Farben eine Rolle spielen besonders bei Signalobjekten oder Target Training:
Target Sticks oder Marker sollten in Farben wie Gelb oder Blau gehalten sein.
Clicker mit visuellem Marker? Wenn du visuelle Signale gibst (z. B. Handzeichen mit Farbhandschuhen), achte auf kontrastreiche Farben.
Gerade bei Trainings mit mehreren Hunden oder auf Distanz kann die richtige Farbwahl helfen, Verwechslungen zu vermeiden und die Aufmerksamkeit zu lenken.
Ausrüstung: Sichtbarkeit und Sicherheit
Farben beeinflussen auch, wie gut dein Hund gesehen wird von dir und von anderen,
Leinen, Geschirre und Halsbänder in Gelb oder Blau sind für deinen Hund besser sichtbar als rote oder grüne.
Sicherheitswesten und Blinklichter sollten ergänzend mit kontraststarken Farben oder reflektierenden Materialien kombiniert werden ideal für Spaziergänge in der Dämmerung.
Übrigens: Gelbe Schleifen oder Accessoires an der Leine („Gelber Hund“) werden international als Zeichen für „Bitte Abstand halten“ verwendet diese Farbe sehen nicht nur Menschen, sondern auch Hunde gut.
Orientierungshilfen für ältere oder blinde Hunde
Blinde oder sehschwache Hunde orientieren sich verstärkt über Geruch und Haptik. Doch auch die Farbwahl kann helfen zum Beispiel bei farblich gekennzeichneten Weg Markierungen oder durch kontrastreiche visuelle Elemente (Bodenmatten, Türrahmen etc.), sofern noch ein Restsehvermögen vorhanden ist.
Für Züchter und Trainer
Welpen Förderung: Farben früh gezielt einsetzen z. B. gelbe Spielzeuge oder Markierungshilfen für Übungen
Gruppentraining: Farbcodierung von Parcours oder Geräten (nur sinnvoll, wenn Farben für Hunde erkennbar)
Verhaltensbeobachtung: In Studien oder Analysen darauf achten, dass Reize nicht „unsichtbar“ für den Hund sind
Die 5 meistgestellten Fragen zur Farbwahrnehmung von Hunden
Sehen Hunde nur schwarz weiß? Nein. Hunde sehen farbig aber eingeschränkt. Sie besitzen zwei Zapfentypen (dichromatisch) und können vor allem Blau und Gelbtöne unterscheiden. Rot und Grün nehmen sie als Braun oder Grautöne wahr.
Welche Farben erkennen Hunde am besten? Blau und Gelb. Diese beiden Farben liegen im für Hunde sichtbaren Spektrum besonders kontrastreich. Deshalb eignen sich gelbe oder blaue Spielzeuge besonders gut für Apportierspiele.
Was sieht mein Hund, wenn er ein rotes Spielzeug auf grünem Rasen suchen soll? Wahrscheinlich wenig. Rot und Grün verschwimmen für Hunde visuell das Spielzeug hebt sich kaum vom Hintergrund ab. Besser: Gelbe oder blaue Gegenstände verwenden.
Können Hunde ultraviolettes Licht sehen? Aktuellen Studien zufolge: ja, bis zu einem gewissen Grad. Die Linse des Hundeauges filtert UV Licht weniger stark als beim Menschen. Das ermöglicht eventuell die Wahrnehmung von UV reflektierenden Spuren.
Spielt Farbe für das Hundetraining eine Rolle? Ja. Farbreize können gezielt eingesetzt werden, etwa bei Targets, Sichtzeichen oder Apportiergegenständen. Dabei sollte man auf Farben achten, die für den Hund gut sichtbar sind (Blau, Gelb, Schwarz nicht Rot oder Grün).
Die 5 größten Mythen zur Farbwahrnehmung von Hunden
„Hunde sehen nur schwarz-weiß.“ Falsch. Hunde sind keine reinen Hell, Dunkel, Seher, sondern nehmen Farben eingeschränkt wahr. Ihre Farbsicht ist mit einer Rot Grün Schwäche beim Menschen vergleichbar.
„Rotes Spielzeug ist für Hunde gut sichtbar.“ Nein. Rot hebt sich kaum von Grün ab beides wird ähnlich wahrgenommen. Rotes Spielzeug im Gras ist für Hunde visuell schwer auffindbar.
„Hunde sehen generell schlechter als Menschen. Nicht in jeder Hinsicht. Ihre Sehschärfe ist geringer, aber sie sind sehr gut an Dämmerung, Bewegung und peripheres Sehen angepasst und sehen bei Dunkelheit deutlich besser als Menschen.
„Alle Hunde sehen gleich.“ Nicht ganz. Es gibt rassespezifische Unterschiede im Sichtfeld (z. B. bei kurz vs. lang Nasigen Hunden), in der Schärfe und möglicherweise in der Farbverarbeitung, abhängig von Genetik und Augenaufbau.
„Farben spielen im Hundealltag keine Rolle.“ Doch! Die richtige Farbwahl kann Training, Spiel und Alltag sicherer und verständlicher machen. Auch für Sichtbarkeit im Straßenverkehr oder im Gelände ist Farbe wichtig besonders bei schlechter Beleuchtung.
Fazit: Farbwahl mit Köpfchen
Wenn du im Alltag auf Farben achtest, die dein Hund wirklich sehen kann, gestaltest du seine Welt klarer, sicherer und ansprechender. Besonders Gelb und Blau eignen sich hervorragend für Spielzeug, Trainingsreize und Ausrüstung. Rottöne hingegen bleiben für Hunde meist ein visuelles Rätsel.
Wer Farben mit Bedacht wählt, fördert nicht nur das Wohlbefinden des Hundes, sondern auch die Kommunikation zwischen Mensch und Tier klar, verständlich und auf Augenhöhe.
Quellen
Scientific American (2023) What Colors Do Dogs See? Fundierter Überblick über das dichromatische Sehen, UV-Wahrnehmung und die Unterschiede zur menschlichen Farbwahrnehmung.
Pet MD (2024) What Colors Can Dogs See? Einfach erklärter Überblick zur Farbenlehre beim Hund, mit Praxisbezug und tiermedizinischer Perspektive.
Live Science (2022) Dogs See a Different World Than We Do Erläuterung des Farbspektrums und der Zapfentypen, inklusive UV-Empfindlichkeit des Hundeauges.
Kinship und Dog Behaviour Study (2025) Do Dogs Have a Favorite Color? Neue Studie zu Farbpräferenzen bei Straßenhunden in Indien mit Fokus auf Gelb und mögliche Einflüsse durch natürliche Umgebung.
The Spruce Pets (2023) Are Dogs Colorblind? Leicht verständlicher Artikel mit Illustrationen zur Farbwahrnehmung und Empfehlungen für Spielzeugwahl.
C. Kaul



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