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In der Welt der Hundezucht

  • Autorenbild: zumlorcheborn
    zumlorcheborn
  • 12. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit
Hundezucht

In der Welt der Hundezucht ist Qualität entscheidend, für die Gesundheit der Hunde, das Vertrauen der Käufer und nicht zuletzt für das Tierwohl. Aber wie sieht es eigentlich mit offiziellen Zertifizierungen für Hundezüchter aus? Gibt es staatlich anerkannte Nachweise, die zeigen, ob ein Züchter seriös arbeitet? Wir werfen einen Blick auf die Regelungen in den Ländern und zeigen, welche Zertifizierungen es gibt, wie sie zustande kommen und worauf man als Hundehalter oder Interessent achten sollte.

Gibt es staatliche Zertifizierungen für Hundezüchter?

Kurz gesagt: Nein, nicht in einheitlicher Form. In keinem der Länder gibt es ein flächendeckendes, verpflichtendes Zertifizierungssystem, das Züchter standardisiert ausbildet und prüft.

Stattdessen greifen regionale Vorschriften, das jeweilige Tierschutzgesetz und Qualifikationen von Verbänden und Veterinärbehörden.

Besonders wichtig ist dabei der Sachkundenachweis, der für gewerbsmäßige Zucht in allen Ländern Voraussetzung ist.

Deutschland: Zertifizierungen für Hundezüchter

In Deutschland ist für gewerbsmäßige Zucht eine behördliche Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 3 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) erforderlich. Diese wird vom jeweiligen Veterinäramt erteilt und setzt einen Sachkundenachweis voraus. Wie dieser erbracht wird, ist nicht einheitlich geregelt möglich sind etwa:

Schulungen bei Tierärztekammern

Zertifizierte Fortbildungen von Tierschutzorganisationen

Praktische Erfahrung in Zuchtbetrieben

Wichtige Institutionen für die Hundezucht in Deutschland

VDH Verband für das Deutsche Hundewesen

Größter Zuchtverband Deutschlands, Mitglied der FCI

Strenge Zuchtbestimmungen inkl. Gesundheit und Wurfkontrollen

Weiterbildung durch die VDH Akademie (z. B. zu Genetik, Aufzucht, Welpen Entwicklung)

IHV Internationaler Hundeverband

Stellt hohe Anforderungen an Transparenz und Gesundheit

Verpflichtende DNA Hinterlegung zur Herkunftssicherung

Keine staatliche Anerkennung, aber in der Praxis ein seriöser Qualitätsnachweis

ICR Internationaler Club für Rassehunde und Katzenzucht

Unabhängiger Verein ohne offizielle Zertifizierung

Bietet Unterstützung und Standards für Züchter, v. a. in der privaten Liebhaberzucht

Wie kann man Zertifizierungen von Hundezüchtern nachprüfen?

Wenn ein Züchter von „Zertifizierungen“ oder „anerkannten Nachweisen“ spricht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn in den Ländern gibt es keine einheitliche staatliche Instanz, die ein zentrales Züchterregister führt. Trotzdem kann man sich auf verschiedenen Wegen ein recht gutes Bild machen.

Offizielle Züchterlisten der kynologischen Dachverbände: Verbände wie der VDH (Deutschland), ÖKV (Österreich) und die SKG (Schweiz) führen öffentlich zugängliche Züchterdatenbanken auf ihren Webseiten. Diese enthalten Namen und Adressen von eingetragenen Züchtern, Informationen zu den Zuchtstätten sowie Hinweise zu ggf. vorhandenen Kursen, Prüfungen und Auszeichnungen.

Nachweise direkt anfordern: Verantwortungsbewusste Züchter haben nichts zu verbergen. Du kannst konkret nach Unterlagen fragen, wie z.B. der Teilnahmebescheinigung von anerkannten Kursen, dem Sachkundenachweis oder Stammbäumen der Zuchttiere.

Recherche beim Veterinäramt (nur bei konkretem Verdacht): In Deutschland, Österreich und der Schweiz kann man sich auch an das zuständige Veterinäramt oder die kantonale Veterinärbehörde wenden, wenn man ernsthafte Zweifel an der Seriosität eines Züchters hat. Zwar erhält man aus Datenschutzgründen nicht immer Auskunft – aber Hinweise oder Beschwerden werden geprüft.

Sind Züchter ohne Verband automatisch unseriös?

Nein, aber es wird deutlich schwerer, ihre Qualität und ihre Haltung objektiv einzuschätzen.

Ein Züchter, der keinem Verband angeschlossen ist, unterliegt keinen externen Zuchtauflagen. Es gibt:

keine (gesetzlich) verpflichtenden Gesundheitskontrollen

keine Wurfabnahmen durch Fachleute

keine Nachweispflicht über Genetik oder Sozialverhalten der Elterntiere

keine Rückbindung an ein Tierschutzkonzept oder Ethikregeln

Das bedeutet nicht automatisch schlechte Bedingungen, aber es fehlt die Struktur zur Qualitätssicherung, die Verbände bieten.

Warum werden viele Züchter keine Verbandsmitglieder?

Nicht jeder seriöse Züchter ist automatisch Mitglied in einem Zuchtverband und nicht jeder Zuchtverband garantiert automatisch höchste Qualität. Es gibt viele Gründe, warum Züchter den offiziellen Weg bewusst nicht gehen.

Nicht FCI anerkannte Rassen: Wer eine Hunderasse züchtet, die (noch) nicht vom internationalen Dachverband FCI anerkannt ist, kann in vielen Fällen gar kein offizielles Zuchtbuch über einen großen Verband führen.

Hobbyzucht im kleinen Rahmen: Manche Züchter möchten bewusst keine umfangreiche Zucht aufbauen, sondern haben nur gelegentlich einen Wurf, etwa von der eigenen Hündin im Familienumfeld.

Hohe Kosten und Anforderungen der Zuchtverbände: Zuchtverbände stellen nicht nur Qualitätsanforderungen, sie sind für Züchter auch mit Aufwand und Kosten verbunden. Wer einem anerkannten Verein beitritt, verpflichtet sich, zahlreiche Vorgaben einzuhalten, die teils mit immensen Kosten verbunden sind (Genetische Tests, Gesundheitschecks, Abnahme der Zuchtstätte durch Zuchtwarte, Teilnahme an Fortbildungen, Zuchtbucheinträge etc.). Hinzu kommen finanzielle Beiträge für die Mitgliedschaft im Verband.

Alternative Zuchtziele: Wer zum Beispiel Wert auf Gebrauchshunde, Leistung oder Gesundheit legt und sich nicht an den optischen Idealen vieler Showlinien orientieren möchte, fühlt sich in klassischen Zuchtverbänden oft nicht ausreichend repräsentiert.

Noch einmal: All das bedeutet nicht automatisch, dass eine solche Zucht schlechter ist. Aber es fehlt dann die übergeordnete Kontrolle und das Regelwerk, das bei anerkannten Zuchtstätten verpflichtend ist.

Last but not least: Wozu überhaupt Zertifizierungen für Hundezüchter?

Manche fragen sich: „Wozu braucht man das alles? Reicht es nicht, wenn der Hund gesund und niedlich ist?“ Leider nein. Zucht ist mehr als Welpen vermehren.

Hinter Zertifizierungen für Hundezüchter, Sachkundenachweisen und Zuchtstandards steckt ein klares Ziel: Verantwortung gegenüber dem Tier und der zukünftigen Halterin oder dem Halter.

Ausbildung und Sachkunde

Hundezucht ist komplex: Von Vererbung genetischer Merkmale über die Früherkennung von Krankheiten bis hin zur sozialen Prägung der Welpen braucht es Know-how. Zertifikate und Fortbildungen sorgen dafür, dass Züchter über dieses Wissen verfügen.

Gesundheit und Tierwohl

Zuchtstandards schreiben Gesundheitschecks vor oft inklusive Gentests. So kann man das Risiko für schwere Erbkrankheiten deutlich senken. Auch die Haltungsbedingungen werden durch Verbände und Behörden geprüft.

Herkunft und Nachvollziehbarkeit

Stammbäume, DNA-Profile und Wurfabnahmen sorgen dafür, dass:

die Herkunft der Tiere eindeutig belegbar ist

keine Inzucht oder unkontrollierte Vermehrung stattfindet

Zuchtziele dokumentiert werden (z. B. Wesen, Form, Gesundheit)

Tierschutz und Verantwortung

Zertifizierte Züchter verpflichten sich normalerweise zur Einhaltung eines Ethik Kodexes, der u. a. vorsieht:

Hunde nicht an ungeeignete Menschen abzugeben

Welpen nicht unter der Hand oder übers Internet zu verkaufen

bei Problemen auch später noch ansprechbar zu sein

Ein gutes Zuchtumfeld bedeutet, dass der Hund nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gut vorbereitet ist auf die Welt draußen, auf den Alltag, auf seine Menschen.


C. Kaul

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